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NÄCHSTE EVENTS
Tallgrass Film Festival 2025
Auch in diesem Jahr habe ich für das Tallgrass Film Festival, das vom 16. bis 19. Oktober 2025 in Wichita, Kansas/ USA stattfindet, das Kurzfilmprogramm „Narrative Shorts” kuratiert. Das Ergebnis sind vier prall gefüllte Programme: Dreams Can Come True Shorts, A Broken System Shorts, Freak Out Shorts und Losing You Shorts. Kurze Geschichten, viele davon aus der Perspektive marginalisierter Menschen, öffnen den Blick auf Leben, die im Kino selten Raum bekommen: eine Hundetrainerin, eine junge Schwarze Frau, die beim Verkauf ihres geliebten Vierbeiners von einem älteren weißen Käufer erst unterschätzt und dann sexuell belästigt wird; eine zarte Liebesgeschichte im ländlichen Indien zwischen einem verwundeten Rebellen, der im Dorf Unterschlupf findet, und einem jungen Mann, der eigentlich mit einer Frau verlobt ist; zwei Schwestern, die sich die Liebe zwar nicht, beim grotesk endenden Besuch bei ihrem narzisstischen Vater jedoch wenigstens sein Geld sichern; eine junge Frau aus einer Navajo-Bengali-Familie, die in Schwierigkeiten gerät, als sie mit je einer Tante beider Seiten gemeinsam kocht; zwei indigene, queere Aktivist*innen aus Kanada, die das fortwirkende Trauma eines Behördenangriffs während einer politischen Aktion zu verarbeiten versuchen – und viele mehr.
film.macht.kritisch. #17
In dieser Episode spreche ich mit den Filmschaffenden Đức Ngô Ngọc und Sarah Noa Ngô Ngọc über die DREH’S UM Academy, die sie vor fünf Jahren gründeten – von den ersten Drehversuchen mit viet-deutschen Jugendlichen in Berlin-Hohenschönhausen bis zu Festivalerfolgen weltweit (interfilm, Achtung Berlin, Max Ophüls Preis, Viet Film Fest Los Angeles, Ho Chi Minh City International Film Festival), der First-Steps-Nominierung 2025 für Huy Nguyễns Dokumentarfilm „Zuhause ist dort, wo die Sternfrüchte sauer sind“, bis zu ihren nächsten Projekten und ihrem erweiterten Portfolio.
Die Initiator*innen und Projektleiter*innen Đức und Sarah Noa erzählen die Entstehungsgeschichte von DREH’S UM, reflektieren über Verantwortung, Privilegien und Marginalisierung und erklären, warum der Fokus auf Dokumentarfilm jungen Filmschaffenden ermöglicht, Familiengeschichte und Identität zu erkunden, Storytelling und Handwerk zu lernen – und die eigene Stimme zu finden.
Hört rein und erfahrt, warum die DREH’S UM Academy ein Projekt mit Vorbildcharakter ist: Durch ihre Verbindung von Community-Arbeit, Empowerment, sozialem Engagement und filmischer Praxis rückt sie die Perspektiven und Geschichten junger Menschen mit Rassismuserfahrungen ins Zentrum.
📸 Tony Bui
Episode #16 von film.macht.kritisch.
Zum 100. Geburtstag von Frantz Fanon (1925–1961) ist am 21. August 2025 die neue Folge meines Podcasts film.macht.kritisch. erschienen – eine Hommage an den Psychiater, antikolonialen Autor und revolutionären Denker aus Martinique. Ich zeige, wie seine Ideen im Kino weiterklingen, besonders im Third Cinema, und argumentiere für Film als künstlerisch-politische Praxis: analysieren, organisieren, intervenieren. Ich lese zwei Schlüsselwerke neu: Gillo Pontecorvos The Battle of Algiers (1966) und Isaac Juliens Frantz Fanon: Black Skin, White Mask (1996).
Warum Fanon jetzt? Seine kritische Analyse von Anti-Schwarzem Rassismus und kolonialer Macht bleibt ein scharfes Werkzeug, um Bilder heute zu lesen. Third Cinema lehrt uns: Bilder sind Schlachtfelder – Orte, an denen Masken fallen und Menschen zu Handelnden werden. Fanon erinnert: Dekolonisierung bleibt unvollständig ohne die Arbeit am Selbst. Mit Fanon zu schauen heißt, das Strukturelle und das Persönliche wie Zwischenmenschliche zugleich ernst zu nehmen – den dekolonialen politischen Widerstand wie auch die dekoloniale Veränderung der Psyche.
Die zentralen Gedanken der Folge basieren auf meinem Essay von 2012: “The Battle of Algiers and Frantz Fanon: Black Skin, White Mask as examples of Third Cinema and Frantz Fanon’s influence on it” (Goldsmiths College, University of London).
Die Episode ist auf Englisch - und wie immer zu hören auf Spotify, Apple Podcasts, Podbean & Co.
ideologiekritische KURZANALYSE FÜR DIE DEUTSCHE KINEMATHEK
Neu im Suchportal der Deutschen Kinemathek:
Meine Filmanalyse „Fremde Welten, vertraute Bilder: Koloniale Hierarchien in Die Augen der Mumie Mâ (1918)“ und eine neue Synopsis zum Film sind jetzt online!
Im Auftrag der Deutschen Kinemathek habe ich Ernst Lubitschs erstes abendfüllendes Stummfilm-Drama ideologie- und diskriminierungskritisch untersucht. Solche Perspektiven sind essenziell, um Rassismus und andere Diskriminierungsformen im deutschen Filmerbe sichtbar zu machen und eine Archivarbeit zu fördern, die Verantwortung übernimmt – damit Zuschauer*innen stereotype Bilder und Narrative kritisch hinterfragen können.
Einen kleinen Auszug aus Synopsis und Filmanalyse teile ich weiter unten - den vollständigen Text findet ihr im Suchportal der Deutschen Kinemathek: https://sammlungen.deutsche-kinemathek.de/recherche/work/2239
Hinweis: Der Text wird erst angezeigt durch Klicken auf das Feld „Weitere Details“ klicken.
Ein herzliches Dankeschön an die Deutsche Kinemathek, insbesondere an Dr. Elisa Jochum (Leitung der Abteilung Filmerbe) und ihr Team, für die großartige Zusammenarbeit!
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Inhalt
Auf einer Reise ins britisch besetzte Ägypten trifft der Maler Alfred Wendland in der Grabstätte der Königin Mâ auf eine junge Frau, die der Wächter Radu gefangen hält und für seinen Trick der „lebenden“ Mumienaugen missbraucht. Wendland befreit die Frau aus der Gefangenschaft Radus und bringt sie nach Deutschland. Er nennt sie Mâ, verordnet ihr eine europäische Erziehung, macht sie zur Varieté-Attraktion und heiratet sie. Doch Radu folgt ihr heimlich als Diener des Fürsten Hohenfels, und sucht Rache. Ernst Lubitschs erstes Stummfilm-Drama, 1918 von der exportorientierten UFA produziert, steht exemplarisch für das orientalistische Kino seiner Zeit: „Exotische“ Orte und Figuren dienen als Projektionsflächen kolonialer Fantasien über Herrschaft und Begehren. Wendland erscheint als weißer Retter, Mâ wandelt sich vom eingesperrten Opfer zum erotisierten Objekt des westlich-männlichen Blicks, während Radu – in Brownface dargestellt – das Stereotyp des „wilden Anderen“ verkörpert.
Kurzanalyse: "Fremde Welten, vertraute Bilder: Koloniale Hierarchien in Die Augen der Mumie Mâ (1918)"
In seinem ersten abendfüllenden Stummfilm-Drama Die Augen der Mumie Mâ erzählt Ernst Lubitsch die Geschichte des Malers Alfred Wendland (Harry Liedtke), der eine junge Ägypterin (Pola Negri) aus der Gefangenschaft des Grabwächters Radu (Emil Jannings) befreit und sie mit nach Europa nimmt. Dort wird sie unter dem Namen „Mâ“ als orientalische Tänzerin zur Bühnensensation und schließlich zu seiner Ehefrau – bis Radu eine tödliche Rachetragödie entfesselt. Diese Analyse verfolgt eine diskriminierungskritische Perspektive und zeigt, welche ideologischen Botschaften der Film enthält. Sie möchte dazu anregen, die patriarchalen, kolonialen und orientalistischen Narrative und Bilder des Films zu hinterfragen und Raum für eine eigenständige, kritische Lesart zu schaffen. Diese Narrative und Bilder spiegeln sich in den Figuren: Wendland verkörpert den kolonialen „weißen Retter“, Radu das Stereotyp des „wilden Anderen“, und Mâ wird zum sinnlich-erotisierten Objekt europäischer männlicher Begierde.
Produziert von der Ufa, die 1917 als staatlich gefördertes Prestige- und Exportprojekt mit propagandistischem Auftrag gegründet wurde, feierte der Film kurz vor dem Ende des Ersten Weltkriegs, am 3. Oktober 1918, in Berlin Premiere. Nur wenige Monate später endete die deutsche Kolonialherrschaft mit dem Inkrafttreten des Versailler Vertrags im Juni 1919. Abenteuer- und Exotikfilme wie Nahira (1915), Manya, die Türkin (1915) oder Die Perle des Orients (1921) griffen in dieser Zeit kolonial geprägte Fantasien auf und hielten Vorstellungen kultureller und moralischer Überlegenheit auf der Leinwand lebendig. Auch Lubitsch folgt diesem Muster: Er inszeniert deutsche Reisende im britisch besetzten Ägypten als Vertreter*innen eines weißen, privilegierten Europas.
Wenige Jahre später kehrte der jüdisch-deutsche Regisseur diesem Europa den Rücken und setzte seine Karriere in Hollywood erfolgreich fort. (…)
Hinweis: Für die Lektüre des Gesamttextes bitte die Website der Deutschen Kinemathek besuchen. Link: https://sammlungen.deutsche-kinemathek.de/recherche/work/2239
Quellenangabe:
a) Bei Übernahme des Gesamttextes:
Autorin: Canan Turan. Quelle: Deutsche Kinemathek
b) Bei Kürzung oder Veränderung:
Autorin des Originaltextes: Canan Turan. Quelle: Deutsche Kinemathek